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Warum die Holzweibel nicht mehr im Erzgebirge leben

Aus: Dr. Köhler, Joh. Aug. Ernst: Sagenbuch des Erzgebirges, Verlag und Druck von Carl Moritz Gärtner, Schneeberg und Schwarzenberg. 1886

Der Holzweibchen sind vormals viele in den erzgebirgischen Wäldern gewesen. Sie können aber jetzt nicht mehr daselbst leben, seit das Brot im Backofen gezählt wird. Früher wurde es nicht gezählt und da konnten sich die Holzweibel unbemerkt davon holen.


Mehr noch wie die eigentlichen Zwerge machen die Holzweibchen den Eindruck von Ungehörigen eines unterdrückten und nur geduldeten Volksstammes. Bemerkenswert ist dabei, dass sie niemals wie dir berge bewohnenden Zwerge als Volk, sondern nur vereinzelt auftraten. Die Eigentümlichkeit ist ihnen nicht bloß bei uns, sondern auch in den Sagen der Lausitz und des Vogtlandes beigelegt.

Eine Lausitzer Sage ermöglicht die Deutung, in den Holzweibchen versprengte Slaven zu sehen. In dem Dorfe Königshain wird nämlich einem solchen Weibchen, welches sich den Winter über bei einem Bauer aufgehalten hatte, von einem anderen, das vorübergeht, „Deuto, Deuto!“ zugerufen. Es könnte dies ein Warn- oder Fluchtruf sein und so viel wie „Deutsche kommen!“ bedeuten. (Haupt, Sagenbuch d. Lausitz I. No.37)

Unsere Sage deutet an, dass die Holzweibchen sich heimlich das Brot holten, denn als man es zählte, konnten sie nicht mehr in der Gegend unbemerkt leben und zogen deshalb fort.

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